50 Jahre Landesverband und Fachtag am 28.9.2018

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Einladung des LVKM RLP
Die Einladung zur Jubiläumsfeier

Der Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte Rheinland-Pfalz e.V. feiert 2018 sein 50jähriges Bestehen. Dies wurde am Freitag, den 28.09.2018, im Atrium Hotel Mainz-Finthen zelebriert. Rund 100 Gäste kamen zusammen, darunter auch Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, u.a. Matthias Rösch, Beauftragter des Landes für die Belange von Menschen mit Behinderung des Landes Rheinland Pfalz, Paul Haubrich, Vorsitzender des LAG Selbsthilfe Behinderter Rheinland Pfalz, der SPD-Landtagsabgeordneter Lothar Rommelfänger und von der CDU-Landtagsfraktion Gerd Schreiner. Gemeinsam wurden sowohl die Leistungen des Verbandes geehrt, als auch mit einem Fachvortrag die aktuelle politische Situation durch das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG) diskutiert.

Mit den Worten „Wenn du was willst, musst du die Sache selber in die Hand nehmen“, leitete Moderator Rainer Schmidt zur Begrüßung der Vorsitzenden des Landesverbandes Rheinland-Pfalz, Csilla Hohendorf über, die seit mehr als 30 Jahren im Landesverband tätig und seit 2006 Vorsitzende ist. In ihrer Rede skizzierte sie kurz die Entstehung sowie Entwicklung des Landesverbandes und thematisierte aktuelle Problematiken der Behindertenhilfe.

Ehrung Csilla Hohendorf
Ehrung von Csilla Hohendorf

Als Überraschung des Nachmittags zeichnete der Paritätische Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland Frau Hohendorf für ihr jahrzehntelanges Engagement und Einsatz für Menschen mit Behinderung mit der Goldenen Ehrenmedaille aus. „Sie gilt als treibende Kraft des Landesverbandes“,
erklärte Wilbert Peifer, Vorstandsmitglied des DPWV und des Landesverbandes. Für die Vorsitzende steht fest: „Solange ich noch kann, bringe ich mich weiter ein!“

Auch die Vorsitzende des Bundesverbandes, Frau Helga Kiel, dankte Frau Hohendorf für ihre Zeit und Initiative, die sie einbringt. Ihr Grußwort wurde von Frau Dr. Margret Pohl, Vorstandsmitglied des Landesverbandes, verlesen. Sie habe maßgeblich die Akzeptanz von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft vorangetrieben. Zudem betonte sie, dass Teilhabe und Inklusion unteilbar seien. „Sie sind zugleich Herausforderung und Zielsetzung, denn ohne Inklusion ist keine Teilhabe in der Gesellschaft möglich.“

Matthias Rösch
Matthias Rösch mit einer Präsentation über die Meilensteine der Behindertenbewegung

Matthias Rösch rundete den ersten Teil des Nachmittags mit einer Präsentation über die Meilensteine der Behindertenbewegung in den USA und Deutschland ab. Er knüpfte somit indirekt an den Vortrag von Frau Hohendorf mit der Frage an: „Wie äußert sich Selbstbestimmung und wie können wir sie umsetzen?“

Während der erste Teil dem Rückblick und der Ehrung der Arbeit des Landesverbandes gewidmet waren, brachte die Fachanwältin für Sozialrecht, Frau Gila Schindler, mit ihrem Fachvortrag „Zukunftsaufgaben der Behindertenhilfe im Lichte des neuen Bundesteilhabegesetzes (BTHG)“ einen kritischen Ausblick in die Veranstaltung. Das neue Bundesteilhabegesetz, das auf der Grundlage der UN-Menschenrechtskonvention seit 2016 in vier Phasen bis 2023 in Deutschland gesetzlich umgesetzt werden soll, zeigt inhaltliche Schwierigkeiten auf, vor allem in der Auslegung mancher rechtlicher Normen. Diese Schwierigkeiten erfährt Frau Schindler in ihrer alltäglichen beruflichen Praxis mit Mandanten. Das neue BTHG soll eigentlich zwei Kernpunkte vorantreiben: Es soll zum einen ein modernes Teilhaberecht sein und sich von der klassischen Fürsorge abwenden. Zum anderen sollen keine neuen finanziellen Ausgabendynamiken entstehen. „Doch wie soll das zusammenpassen? Ein neues Teilhaberecht ohne neue finanzielle Ausgaben?“, fragt Schindler in die Runde. „Denn volle, wirksame Teilhabe, dies gibt es nicht zum günstigen Preis, sondern das, was individuell gebraucht wird, muss als Leistung erbracht werden.“ Zudem kritisiert sie die Bedarfsermittlung für individuelle Leistungen und die hier fehlende Fachlichkeit der Gutachter sowie die fehlende Einigkeit bei den Gerichten. Die Zielsetzung, mit dem neuen BTHG Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu schaffen, ist nach jetzigem Stand für sie fehlgeschlagen. In der anschließenden Diskussion konnten die Gäste persönliche Fragen an Frau Schindler herantragen. In ihren Antworten fanden sich nochmals klare Positionen wider, die die Berufsgruppe Gutachter und die Krankenkassen betrafen. Sie sieht eine neue Berufsgruppe in diesem Bereich, die eine fachliche, spezifische Kompetenz mitbringen muss, um den Betroffenen ihre rechtmäßige Teilhabe zu ermöglichen. Zu den Krankenkassen hatte sie deutliche Worte: „Es wird abgelehnt, was geht, weil diese wissen, dass sich die betroffenen Personen meist nicht wehren oder aufgeben, da ihnen die Kraft ausgeht.“

Für den kulturellen Abschluss des Nachmittags sorgte das Theater „Anders“, ein inklusives Theaterensemble aus Wiesbaden. Anhand von szenischen Beispielen präsentierten sie, wie sie gemeinsam Theaterstücke konzipieren und involvierten ebenso das Publikum.

 

Nach dem offiziellen Teil ließen die Teilnehmer die Veranstaltung mit gemeinsamen Gesprächen ausklingen.

Zahlreiche Grußworte und auch eine besondere Ehrung wurden dem LVKM Rheinland-Pfalz zu seinem Jubiläum zuteil. Eine Zusammenfassung finden Sie hier in einem gesonderten Beitrag.

Die Jubiläumsveranstaltung hatte mit der Rechtsanwältin Gila Schindler zu einem „Zwischenruf“ eingeladen, um die aktuelle Situation der Behindertenhilfe aus der immer wieder so bedeutsamen juristischen Sicht zu beleuchten. Die Folien ihrer Präsentation finden Sie in der PDF-Datei, die Ihnen unten zum Download bereitsteht.

Csilla Hohendorf dankte allen Mitwirkenden mit einem kleinen Geschenk, insbesondere dem glänzend aufgelegten Moderator des Tages: Kabarettist und Theologe Rainer Schmidt.

Wir vom Landesverband sind stolz darauf, dass wir das Jubiläum zum 50. jährigen Bestehen des Verbands feiern konnten, werden uns gemäß unserer Satzung ganz im Sinne des Leitbilds weiterhin für die Belange von Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz einsetzen, hoffen dabei auf viel Unterstützung aus dem Landesverband.

Zum Runterladen: der Rundbrief 2018 mit allen Inhalten zum Fachtag 2018